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Key Image Gedenkstätte Grafeneck
Grafeneck 3
72532 Gomadingen (Grafeneck)
Deutschland
Konfession: Ev.-luth.
Gemeinde: Samariterstift Grafeneck
Geogr. Koordinaten: 48,39584° N, 9,43576° O
Geo Location
Referenzjahr: 1990
Baustil: Modern
Gebäudetyp: Kapelle
Beschreibung: Offene Kapelle der Erinnerungs- und Mahnstätte für die 10.654 Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen in Südwestdeutschland
Außenanlagen
  • Gedenkanlage (1962) auf dem Friedhof mit halbrunder Umfassungsmauer, über zwei Meter hohem, grob behauenem Steinkreuz und zwei Urnengräbern mit 270 Urnen
  • In die Erde eingelassene Schwelle am Zugang zur Gedenkstätte mit den Namen der über vierzig Kliniken und Heime, aus denen die Opfer zur Ermordung nach Grafeneck gebracht wurden
  • Bronzetafel mit Beschreibung der Ereignisse (1985: Hitlers „Euthanasie“-Programm)
  • Namensbuch mit Namen von über 9.800 Opfern (1995 erstmals vorgestellt, seitdem fortgeschrieben)
  • Alphabetgarten (1998)
Altar
  • Blauer Granit mit eingemeißeltem Kreuz; am Altarsockel sind verkrampfte, suchende und stützende Hände angedeutet (1990)
Sehenswert
  • Rückwand aus Natursteinen, ein Riss in der Wand symbolisiert den Zivilisationsbruch; die stählernen Träger des Daches erinnern an die Dornenkrone Jesu; das Dach bildet ein Fünfeck, das das 5. Gebot „Du sollst nicht töten“ anmahnt
Geschichte:
1928:   Erwerb des Schlosses Grafeneck durch die evangelische Samariterstiftung in Stuttgart zur Einrichtung eines Behindertenheims
1939:   Beschlagnahmung von Grafeneck für „Zwecke des Reichs“
17.10.1939:   Ankunft einer Planungsgruppe aus Berlin, um den Umbau des Schlosses zu einer Tötungsanstalt vorzubereiten
18.01.1940:   Erster Patiententransport erreicht Grafeneck; die ersten 25 Menschen werden in der Gaskammer ermordet
Dez 1940:   Von Januar bis Dezember werde 10.654 Menschen ermordet; die Opfer stammen aus Krankenanstalten und Heimen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Nordrhein-Westfalen
1942:   Mitwirkung eines großen Teils des Grafeneck-Personals bei der Ermordung der europäischen Juden; Horst Schumann, ärztlicher Direktor von Grafeneck, ist ab Herbst 1942 Lagerarzt in Auschwitz
1947:   Rückgabe Grafenecks an die Samariterstiftung
1949:   Nur ein kleiner Teil der Täter wird vor Gericht gestellt und verurteilt; das Interesse an einer Auseinandersetzung mit den „Euthanasie“-Verbrechen erlischt
14.10.1979:   Erster Gottesdienst zum Gedenken an die Opfer von 1940
1982:   Anbringung der ersten Gedenktafel durch die Samariterstiftung
1989:   Baubeginn nach Plänen des Nürtinger Architekten Weinbrenner, künstlerische Gestaltung der Gedenkstätte Rudolf Kurz
21.11.1990:   Beim Gedenkgottesdienst am Buß- und Bettag wird die Gedenkstätte Grafeneck ihrer Bestimmung übergeben
2005:   Eröffnung des Dokumentationszentrums der Gedenkstätte Grafeneck
Quellen
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband: T4-Tötungsanstalt Grafeneck (Gedenkstätte Grafeneck), https://gedenkort-t4.eu/index.php/historische-orte/t4-toetungsanstalt-grafeneck-gedenkstaette-grafeneck, abgerufen 20.04.2024
Gedenkstätte Grafeneck e.V. Dokumentationszentrum: Gedenkstätte, http://www.gedenkstaette-grafeneck.de/19303639.html, abgerufen 20.04.2024
Stöckle, Thomas: Gedenkstätte Grafeneck. Dokumentationszentrum. Ausstellungsbuch, 2018
Stöckle, Thomas et al.: Grafeneck im Jahr 1940, https://www.lpb-bw.de/publikationen/euthana/Euthanasie.pdf, abgerufen 20.04.2024
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TuK Bassler
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